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cornelia sippel

gerührt, nicht geschüttelt?

„Bienen, die stark geschüttelt werden, haben danach eine negative Lebenseinstellung.“ las ich im Frühling in der Süddeutschen 1. Interessant, aber wieso sollte jemand Bienen schütteln? Ist diese Erfahrung übertragbar auf Menschen? Und wo ist die Moral von der Geschichte? Hat etwas gedauert, aber here we go :-)


In dem Artikel ging es um die Frage, ob Tiere Emotionen haben. Und Emotionen – im Gegensatz zu Gefühlen - wurden definiert als eine nachweisbare Größe. Die Emotion Schmerz ist messbar und sorgt dafür, dass wir (ich zähle uns Menschen einfach mal zu den Tieren) ein Erlebnis, das in der Vergangenheit liegt, negativ bewerten, um daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Auch Angst, so formulierte Frau Verena Kast noch in dieser Woche in einem Radiointerview, ist erst einmal eine Körpererfahrung. Und je mehr der Körper Angst fühlt, desto gestresster ist er. Soweit so gut.


In dem Versuch an der englischen Universität Newcastle brachte man den Bienen bei, dass sie bei einem bestimmten Geruch mit Zuckerwasser belohnt und bei einem anderen Geruch mit einem Bitterstoff „bestraft“ werden. Die Hälfte der trainierten Honigbienen wurde anschließend eine Minute heftig geschüttelt, die andere Hälfte nicht. Anschließend wurden allen Honigbienen neue Gerüche dargeboten. Und siehe da, die Geschüttelten trauten sich gar nicht mehr zu probieren, während die anderen neugierig waren auf die angebotenen Reize. Hintergrund ist der „cognitive bias test“. Ein Verfahren aus der Humanpsychologie, das besagt, dass man Emotionen am Verhalten erkennen kann und dass Menschen mit negativen Emotionen dazu tendieren, auch neutrale Situationen negativ zu bewerten. Kennen wir alle: mit Kopfschmerzen verfärbt sich der schönste Sommertag in einen grauen Matsch, und wer gerade einen Wutanfall erlebt, wird sich nicht am dickbauchigen Vollmond freuen. Und wer immer und immer wieder geschüttelt wird, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit eine negative Lebenseinstellung entwickeln. Muss aber nicht! Bestes Beispiel: James Bond. Als Superheld ist es seine Aufgabe, stets wieder aufzustehen und voller Energie weiter zu machen. Vielleicht liegt diese Fähigkeit aber auch bloß an seinem Martini-Ritual? Immer geschüttelt, nicht gerührt! Schade, andersrum wäre mir lieber gewesen ;-) 1 Süddeutsche Zeitung vom 14./15. April 2022, Artikel „Lebensgefühle“ von Tina Baier


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